Zu jeder Steuererklärung gehört ein Vermögensvergleich

Mit dem Vermögensvergleich versucht die Steuerverwaltung, die materielle Richtigkeit der in der Steuererklärung deklarierten Einkünfte zu plausibilisieren. Dazu wird das Reinvermögen des Vorjahres mit dem Reinvermögen der laufenden Steuerperiode verglichen. Aus der Differenz lässt sich eine Vermögensmehrung oder -minderung errechnen. Diese Differenz wird zusätzlich um steuerfreie (aber vermögenswirksame) Einkünfte (Schenkungen, Kapitalgewinne, Wertveränderungen von Liegenschaften und Fahrzeugen etc.) Ein Vermögensvergleich kann auch vom Steuerpflichtigen selbst vor Abgabe der Steuererklärung erstellt werden.

Die Differenz dieses Vermögensvergleichs ist entweder negativ, d.h. die Vermögensdifferenz (meist eine Zunahme) ist höher als durch die deklarierten Einkünfte erklärbar. Es entsteht ein Einkommensdefizit. Im umgekehrten Fall ergibt sich ein Einkommensüberschuss.

Einkommensüberschüsse sind in der Regel steuerlich unproblematisch, da kein Risiko unversteuerter Einkünfte besteht. Bei sehr hohen Einkommensüberschüssen wird der Steuerpflichtige dennoch informiert, da in solchen Fällen oft Vermögenswerte bei der Deklaration vergessen wurden. Oder es gibt andere nachweisbare Gründe für die Vermögensveränderung.

Bei einem Einkommensdefizit ist das Vermögen in der Folgeperiode größer, als sich aus dem Vermögensvergleich erklären lässt. Entsprechend bestehen Zweifel an der Einkommensdeklaration des Steuerpflichtigen, da der Vermögenszuwachs mit den deklarierten Einkünften offensichtlich nicht erklärbar ist. Es drängt sich der Verdacht auf, dass weitere, nicht deklarierte Einkünfte oder Vermögenswerte vorhanden sein müssen.

Was soll ich tun, wenn ich einen Nachforderungsbescheid wegen Differenzen beim Vermögensvergleich erhalte?

Sie sollten das Schreiben des Finanzamtes ernst nehmen und den Vermögensvergleich überprüfen. Panik ist jedoch nicht angebracht, da die Berechnungen des Finanzamtes oft unvollständig sind und dementsprechend ungerechtfertigte Fehlbeträge berechnet werden. Es ist zu prüfen, wo es in der Berechnung Fehler und fehlende Positionen gibt, die das Defizit erklären können.

Wo sind die meisten Fehler in der Vermögensvergleichsrechnung?

Meistens sind die Erklärungen für ein Vermögensdefizit offensichtlich und können daher schnell gefunden werden. Beispiele für solche Differenzen können sein:

  • Steuerfreie Schenkungen oder Erbschaften, die in der Steuererklärung vergessen gegangen sind
  • Steuerfreie Kapitalgewinne aus dem Verkauf von Vermögenswerten wie Wertschriften, Auto, Grundstücken etc.
  • Periodenabgrenzungen: Zum Beispiel werden Rechnungen für einen Hausbau vom Dezember erst im Januar des Folgejahres bezahlt.
  • Vermögenszunahmen aus Kapitalleistungen der 2. und 3. Säule
  • Die Lebenshaltungskosten sind falsch ermittelt, da diese geschätzt werden. Sie entsprechen jedoch mindestens dem betreibungsrechtlichen Existenzminimum

Etwas komplexer sind in der Regel Situationen, in denen hohe Investitionen oder Wertschriftengewinne einem verhältnismässig geringen Einkommen gegenüberstehen. In solchen Fällen können bereits kleine Ungereimtheiten bei den Vermögenswerten (z. B. falsche Periodenabgrenzungen oder unvollständig deklarierte Kapitalgewinne) einen starken Effekt auf das Einkommen bewirken und so zu einem Einkommens-Manko führen (z. B. bei einem Hausbau).

Steuerfolgen

Kann ein vorhandenes Einkommens-Manko nicht erklärt werden, nehmen die Steuerbehörden eine Einschätzung nach eigenem Ermessen vor. Diese Einschätzung orientiert sich in der Regel am errechneten Einkommens-Manko, basierend auf der Vermutung, dass die Vermögensdifferenz aus unversteuertem Einkommen oder aus einer Umschichtung anderer Vermögenswerte stammt. Neben gewaltigen Einkommensaufrechnungen riskieren Sie allenfalls ein Verfahren wegen versuchter Steuerhinterziehung und im Extremfall sogar wegen Steuerbetrugs.

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